Rot umrandet die Veillodterstraße 21. Etwas weiter östlich (hier rechts) ist die Bayreuther Straße mit ihren Straßenbahngleisen zu erkennen. Im oberen Bilddrittel durchschneidet die Pirckheimerstraße die Aufnahme von Ost nach West. Darüber ist in der oberen rechten Ecke ein kleiner Teil des Stadtparks zu sehen. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A 97 Nr. 238)

Adam Schwind

(1899-1945)

Verlegeort: Veillodterstraße 21 Stadtteil: Gärten hinter der Veste
Patenschaft: Dieter Barth Verlegedatum: 9. November 2018

Biografie

Am 9. November 2018 kam Gunter Demnig zu einer Stolpersteinverlegung nach Nürnberg. An diesem geschichtsträchtigen Datum, dem 80. Jahrestag der „Reichskristallnacht“, verlegte er Stolpersteine für jüdische und homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus. Dieter Barth übernahm die Patenschaft für Adam Schwinds Stolperstein. Schwind starb 1945 im KZ Gusen.

Adam Schwind kam am 1. Juni 1899 in Bamberg als Sohn des Prokuristen Karl Schwind und dessen Ehefrau Elisabeth, geborene Lippold, zur Welt. Die Familie war katholisch. Nach dem Besuch der Volksschule machte Schwind eine Lehre zum Dekorateur. In den letzten beiden Jahren des Ersten Weltkrieges wurde er zum Hilfsdienst eingezogen und arbeitete bei der Firma Hecht & Merkel. Nach Kriegsende war er für einige Zeit als Herrschaftsdiener bei der interalliierten Militär-Kontrollkommission in Berlin tätig, die die Einhaltung der Bestimmungen aus dem Versailler Friedensvertrag überwachte. Im Anschluss daran kehrte Schwind wieder nach Bamberg zurück, wo er von seinen Ersparnissen und vom Vermögen seiner verstorbenen Eltern lebte. Im November 1930 gab er die elterliche Wohnung in Bamberg auf und zog nach Nürnberg.

In den folgenden Jahren bewegte er sich in der homosexuellen Szene, die sich in der Stadt entwickelte, und knüpfte dort zahlreiche Kontakte. Vor allem im Verein „Silhouette“, in dem sich Homosexuelle vernetzten und gemeinsame Aktivitäten organisierten, war Schwind aktiv. 1933 wurde die Nürnberger Kriminalpolizei deswegen auf ihn aufmerksam. Es waren Hinweise von Nachbarn Schwinds eingegangen, dass dieser in seiner Wohnung in der Veillodterstraße wechselnde männliche Besucher empfangen habe. Allerdings konnte ihm kein Verstoß gegen den Paragraphen 175 nachgewiesen werden. Die ermittelnden Beamten führten das später darauf zurück, dass Schwind immer sehr vorsichtig und „äußerst raffiniert“ gewesen sei.

Die erhoffte Handhabe bekamen sie schließlich im Oktober 1936 durch die Aussage eines Sexualpartners von Schwind, der daraufhin unverzüglich festgenommen wurde. Schwind war sichtlich bemüht, in den nun folgenden Vernehmungen niemanden zu belasten und nannte der Polizei keine Namen weiterer Sexualpartner. Den Beamten gelang es in den folgenden Wochen dennoch, ihre Ermittlungen auszuweiten und eine Reihe von Personen aus Schwinds Bekanntenkreis zu verhaften, die ebenfalls der mittlerweile aufgelösten „Silhouette“ angehört hatten.

Am Ende stand ein mehrtägiger Prozess gegen die ehemaligen „Silhouette“-Mitglieder, der ab dem 24. März 1937 vor dem Landgericht Nürnberg stattfand. Schwind galt dort als einer der Hauptangeklagten. Da er nicht nur selbst mit Männern intim geworden war, sondern nach Auffassung des Gerichts auch mehrere homosexuelle Bekannte einander vorgestellt, also Kuppelei betrieben hatte, wurde er zu einer dreijährigen Zuchthausstrafe verurteilt. Es handelte sich hierbei um das härteste Urteil, das gegen die insgesamt 22 Angeklagten erging.

Auf die dreijährige Haft folgte für Schwind eine Odyssee durch mehrere Konzentrationslager, die sich bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges hinzog. Bis September 1944 war er im KZ Natzweiler-Struthof im annektierten Elsass inhaftiert. Von dort aus brachte man ihn zunächst ins KZ Dachau, allerdings nur, um ihn einige Tage später bereits ins KZ Mauthausen zu überstellen.

Die besonders unmenschlichen und allein auf die physische Vernichtung der Gefangenen ausgerichteten Haftbedingungen in Mauthausen müssen Schwind derart geschwächt haben, dass für ihn bei der Befreiung des Lagers jede Hilfe zu spät kam. In dem zum KZ Mauthausen gehörenden Außenlager Gusen starb Schwind am 11. Mai 1945 – fünf Tage, nachdem amerikanische Truppen das Lager erreicht hatten.

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/IX Meldekarte.

- Staatsarchiv Nürnberg, Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Nürnberg-Fürth II, Nr. 759.

- Auskunft der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, 19. Januar 2017.

- Dokumente über Adam Schwind in der Datenbank der Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, URL: https://arolsen-archives.org/.

- Biografische Zusammenstellung von Dr. Matthias Gemählich.

Stolpersteine in der Nähe