Rot umrandet die Krelingstraße 21. Etwas darüber durchschneidet die Pirckheimerstraße die Aufnahme von Ost nach West (hier von rechts nach links). Parallel hierzu verlaufen die Meuschel- und die Schweppermannstraße. Am linken, oberen Bildrand sind der Colleggarten und der parallel dazu liegende Baukörper des Staatsarchivs an der Archivstraße zu erkennen. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A 97 Nr. 217)

Friedrich Fleischmann

(1907-1943)

Verlegeort: Krelingstraße 21 Stadtteil: Gärten hinter der Veste
Patenschaft: Thorsten Jörck Verlegedatum: 6. November 2019

Biografie

Am 6. November 2019 verlegte Gunter Demnig vier Stolpersteine für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus in Nürnberg. Thorsten Jörck übernahm die Patenschaft des Stolpersteins für Friedrich Fleischmann, der dem mörderischen System der Konzentrationslager zum Opfer gefallen ist.

Friedrich Fleischmann kam am 8. April 1907 in Nürnberg zur Welt. Seine Eltern waren der Rechtskonsulent Fritz Fleischmann und dessen zweite Ehefrau Elise, geborene Raupp. Fleischmann war evangelisch, er hatte sechs Geschwister und zwei Halbgeschwister. Nach der Volksschule absolvierte Fleischmann eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete als Handelsvertreter.

Wegen Verstoßes gegen den Paragrafen 175 wurde Fleischmann im Oktober 1935 in Frankfurt am Main verhaftet und kurz darauf durch das dortige Landgericht zu einer zweimonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Zum Jahresende 1935 kam er zunächst wieder frei, wurde aber schon wenige Monate später, im Mai 1936, erneut festgenommen. Dieses Mal beschuldigte die Nürnberger Gestapo ihn, gegen den Paragrafen 175 verstoßen zu haben, und verhängte gegen ihn polizeiliche Vorbeugungshaft. Die nächsten drei Jahre war Fleischmann in den Konzentrationslagern Dachau und Sachsenhausen inhaftiert. Am 20. April 1939 wurde er im Rahmen einer Amnestie aus dem KZ Dachau entlassen. Anlass für die Amnestie war Hitlers 50. Geburtstag.

Zurück in Nürnberg wohnte Friedrich Fleischmann unter verschiedenen Adressen, zuletzt war er ab September 1943 in der Krelingstraße 21 gemeldet. Im Laufe des Zweiten Weltkrieges muss er dann zur Wehrmacht einberufen worden sein. Jedenfalls verurteilte ihn das Zentralgericht des Heeres in Berlin im Oktober 1944 erneut wegen Verstoßes gegen den Paragrafen 175, diesmal zu einer fünfjährigen Zuchthausstrafe. Auf Veranlassung der Gestapo Berlin wurde er daraufhin abermals in ein Konzentrationslager eingewiesen. Nachweisen lässt sich, dass Fleischmann im Dezember 1944 als Häftling im KZ Buchenwald eintraf und kurze Zeit später ins KZ Mittelbau-Dora überstellt wurde. Die Häftlinge arbeiteten dort unter schrecklichen Lebens- und Arbeitsbedingungen in der Rüstungsindustrie und beim Ausbau von unterirdischen Stollen. Fleischmanns weiteres Schicksal ist nicht bekannt.

In der Nachkriegszeit erkundigte sich das Amtsgericht Nürnberg beim Internationalen Suchdienst in Bad Arolsen nach seinem Schicksal. Da man dort keine Erkenntnis zu Fleischmann hatte, erklärte das Amtsgericht ihn Ende Juli 1961 für tot.

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/IX Meldekarte.

- Hessisches Hauptstaatsarchiv, 409/3: Gerichtsgefängnis Frankfurt a.M., Nr. 8255.

- Dokumente über Friedrich Fleischmann in der Datenbank der Arolsen Archives – International Center on Nazi Persecution, URL: https://arolsen-archives.org/.

- Auskunft der KZ-Gedenkstätte Dachau, 4. April 2017.

- Auskunft von Rainer Hoffschildt über Friedrich Fleischmann, 15. Juni 2017.

- Biografische Zusammenstellung von Dr. Matthias Gemählich.

 

Stolpersteine in der Nähe