Dr. Leonhard Rosenfeld
(1865-1934)
Verlegeort: Frommannstraße 23 | Stadtteil: St. Johannis |
Patenschaft: Ärztlicher Kreisverband Nürnberg | Verlegedatum: 18. September 2015 |
Biografie
Am 18. September 2015 ließen Nürnberger Ärzte Stolpersteine im Gedenken an ehemalige jüdische Berufskollegen verlegen. Dazu gehört der renommierte Orthopäde Dr. Leonhard Rosenfeld, dessen Wirkungskreis im Bereich der Versorgung von Körperbehinderten weit über Nürnberg hinausreichte.
Leonhard Rosenfeld kam am 29. April 1865 als Sohn des Tuchhändlers David Rosenfeld und dessen Ehefrau Marie, geborene Seligsberg, in Nürnberg zur Welt. Sein Großvater mütterlicherseits war Arzt. In Erlangen, München und Berlin studierte Leonhard Medizin und wurde Facharzt für Orthopädie. 1891 eröffnete er in Nürnberg eine Praxis, die bald als „Chirurgisch-Orthopädische Privatheilanstalt“ firmierte. Ihr war eine eigene mechanische Werkstätte für orthopädische Heilmittel angeschlossen.
Im August 1897 heiratete er Bertha Rau, die am 3. November 1875 in Nürnberg zur Welt gekommen war. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor: Am 29. Januar 1900 Tochter Hildegard und am 3. Februar 1906 Sohn Dietrich. Ab Oktober 1908 lebte die Familie in der Fromannstraße 23.
Früh trat Rosenfeld für die Versorgung von „Krüppeln“, wie Körperbehinderte damals genannt wurden, ein. Als Vortragsreisender und Autor von Fachliteratur machte er sich einen Namen und war 1909 Mitbegründer und Vorstandsmitglied der „Deutschen Vereinigung für Krüppelfürsorge“ (heute „Deutsche Vereinigung für die Rehabilitation Behinderter“). Dem Nürnberger Zweig des Vereins stand er als Erster Vorsitzender vor. Für die Stadt Nürnberg leitete Rosenfeld die „Beratungsstelle für krüppelhafte Kinder“.
Die Orthopädie etablierte sich erst Ende des 19. Jahrhunderts als eigene Disziplin. Rosenfeld galt zu dieser Zeit als einer ihrer einflussreichsten Vertreter reichsweit. Zu seinem 65. Geburtstag bezeichneten Gratulanten den Oberregierungsmedizinalrat als „Vater der deutschen Orthopädie“.
Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde Rosenfeld als Stabsarzt der Reserve einberufen. Er diente als Sanitätsoffizier an der Westfront und war ab März 1917 Chefarzt im Festungslazarett der Kriegsschule Metz. Im August 1917 erhielt er die Versetzung zum Reservelazarett III in Nürnberg.
Nach dem Krieg widmete er sich vorwiegend der Fürsorge für Schwerkriegsbeschädigte. 1927 gelang ihm als Vorsitzendem der bereits genannten Vereinigung die Gründung des „Krüppelheims“ in Schwaig (später „Haus Wieseneck“), in dem körperbehinderte Jugendliche orthopädisch behandelt und in ihrer Berufsausbildung gefördert wurden.
Im Frühjahr 1933 musste Rosenfeld von seinen Vorstandsämtern zurücktreten. Er starb am 3. November 1934 „nach kurzer schwerer Krankheit“, wie die Todesanzeige vermeldete. Sein Sohn Dietrich war wenige Wochen vor ihm am 7. September im Hamburg gestorben.
Bertha Rosenfeld wurde am 10. September 1942 nach Theresienstadt deportiert und überlebte die Zeit im Lager. Sie starb am 6. Dezember 1960 in Nürnberg. Tochter Hildegard hatte den evangelischen Orthopäden Dr. Christian Potzler geheiratet und die evangelische Religion angenommen. Die „Mischehe“ schützte sie wohl vor der Deportation. Sie starb im September 1980.
- Daniela Stadler: Krüppel ist keine Diagnose […] Krüppel ist ein sozialer Begriff – Zum Lebenswerk des Nürnberger Orthopäden Dr. med. Leonhard Rosenfeld, in: NORICA. Berichte und Themen aus dem Stadtarchiv Nürnberg, Bd. 11 (2015), S. 76-93.
- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/IX Nr. 824.
- Stadtarchiv Nürnberg, GSI 49 Personenkartei.