Max und Therese Jakob
| Verlegeort: Theodorstraße 3 | Stadtteil: Wöhrd |
| Patenschaft: Eva Rößner (geb. Jakob), Hubert Rottner Defet, Thommy Barth u. a. | Verlegedatum: 22. Mai 2004 |
Biografien
Am 22. Mai 2004 verlegte Gunter Demnig die ersten Stolpersteine in Nürnberg. Darunter befanden sich die Stolpersteine für Max und Therese Jakob, die 1942 nach Izbica deportiert wurden.
Max Jakob kam am 11. Juni 1876 in Erlangen als jüngstes von sechs Kindern des Ehepaars Adolf Jakob und Amalie, geborene Feuchtwanger, zur Welt. Er arbeitete als Kaufmann, zog im Februar 1900 nach Nürnberg und betrieb einen Grabsteinhandel.
Im Dezember 1903 heiratete Max Therese Einstein, genannt Resi. Sie war am 29. Juni 1884 als zweitjüngste Tochter von acht Geschwistern in Nördlingen geboren worden. Ihre Eltern waren Wolf Einstein und Amalie, geborene Neumark. Das Ehepaar bekam zwei Söhne: Walter (geboren am 1. Oktober 1904) und Joseph Ernst (geboren am 30. April 1906).
Walter heiratete im Oktober 1926 Johanna Margarete Bleistein. Sie wurde am 27. Juli 1907 in Nürnberg geboren, als Tochter von Sebastian Bleistein und seiner Frau Anna Babette, geb. Seifert. Das Ehepaar Walter und Margarete Jakob hatte zwei Kinder: Tochter Eva, geboren am 25. Dezember 1926 und Sohn Hans, geboren am 4. Februar 1930, in Nürnberg. Von den Nationalsozialisten als Jude und Kommunist verfolgt, floh Walter an Ostern 1933 nach Tschechien, wo er sich der Widerstandsbewegung im deutsch-tschechischen Grenzgebiet anschloss. Margarete kam daraufhin in Schutzhaft. Um eine Freilassung zu erreichen, musste sie einer Auflösung ihrer Ehe mit Walter Jakob zustimmen. Nach der Scheidung im Juli 1934 wurde Margarete aus der Haft entlassen. Walter floh 1939 über Polen nach England und starb dort in Leeds am 21. September 1942.
Max und Therese Jakob wurden am 24. März 1942 nach Izbica deportiert, wo sie verschollen sind. Sie wurden am 8. Mai 1945 für tot erklärt. Margarete Jakob, die mit den beiden Kindern in Nürnberg überlebt hatte, erfuhr erst nach Kriegsende vom Tod des Ehemannes und der Schwiegereltern.
Joseph Ernst Jakob lebte von 1926 bis 1930 in Coburg, bevor er in seine Heimatstadt zurückkehrte. Im April 1934 zog er nach Stuttgart. 1939 emigrierte er in die USA, wurde amerikanischer Staatsbürger und änderte seinen Namen in Joe E. Jacobs. 1973 zog er mit seiner Frau zurück nach Deutschland. Er wohnte in Freiburg, wo er am 20. Dezember 1997 starb.
Margarete Jakob und später ihre Tochter Eva waren als Zeitzeuginnen sehr aktiv. Nach ihrem Tod befinden sich zahlreiche Dokumente und Fotografien als Zeugnis dieser Familiengeschichte im Stadtarchiv Nürnberg (Nachlass E 10/212). Und im Dokuzentrum Nürnberg erinnern die Scherben einer Kristallvase aus der zerstörten Wohnung von Max und Therese Jakob an die Pogromnacht vom 9. November 1938.
- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/X Nr. 4 Meldekarte.
- Stadtarchiv Nürnberg (Hrsg.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 29), Nürnberg 1998, S. 151.