Hopfenhandlung Bing am Marienplatz (heute Willy-Brandt-Platz) um 1900. In dem Gebäude befanden sich auch andere Geschäfte und Wohnungen. Links beginnt die Badstraße (heute Käte-Strobel-Straße). Die Tür zu Hausnr. 12 ist in der linken Bildhälfte zu sehen.

(Bestand Geschichte Für Alle e.V.)

Rot umrandet die Badstraße 12 (heute Käte-Strobel-Straße). Der Straßenabschnitt erstreckt sich zwischen der Bahnhofstraße und dem Marienplatz (heute Willy-Brandt-Platz). Darüber verläuft die mit freistehenden Gebäuden bebaute Marienstraße, von West nach Ost (hier von links nach rechts). Die Gleise im unteren Teil der Aufnahme führen zum Hauptbahnhof, am linken Bildrand ist ein Teil des Bahnhofsplatzes zu erkennen. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A 97 Nr. 325)

Emanuel und Marie Lydia Gutmann

Verlegeort: Käte-Strobel-Straße 12 (ehemals Badstraße 12) Stadtteil: Marienvorstadt
Patenschaft: Daniel F. Ulrich Verlegedatum: 20. September 2010

Biografien

Am 20. September 2010 verlegte Gunter Demnig zwei Stolpersteine für Emanuel und Liddi Gutmann. Er wurde in Riga ermordet, sie in Hartheim bei Linz. In Nürnberg wohnte das Ehepaar in der Badstraße 12, die inzwischen Käte-Strobel-Straße heißt. An der Stelle des Hauses befindet sich heute der Busbahnhof. Die Stolpersteine liegen direkt an einer der Haltestellen.

Emanuel Gutmann kam am 22. Mai 1885 in Autenhausen im Landkreis Coburg als Sohn von Pfeifer und Eva Gutmann, geborene Lindenstein, zur Welt. Sein Vater war Vorsitzender der jüdischen Gemeinde. Die Ortschaft zählte Ende des 19. Jahrhunderts etwa 350 Einwohner, darunter etwa 60 Juden. Die Kultusgemeinde unterhielt eine Synagoge, ein rituelles Bad und eine Schule.

Im Jahr 1923 gab es noch zwei jüdische Familien in Autenhausen, darunter die Familie Gutmann. In der Nacht vom 3./4. November 1923 fand ein Pogrom in dem kleinen Ort statt: Etwa zwanzig Nationalsozialisten drangen in die Wohnhäuser der Juden ein, misshandelten die Bewohner schwer und zerstörten oder stahlen deren Eigentum. Daraufhin verließen alle Juden das Dorf und zogen in die Stadt Coburg.

Im Februar 1929 übersiedelte Emanuel Gutmann mit seiner Frau Marie Lydia, geborene Kleinert, von Coburg nach Nürnberg. Sie hatten am 10. Dezember 1912 in Eisenach geheiratet. Lydia, genannt Liddi, war am 27. Mai 1893 in Zella-Mehlis zur Welt gekommen. Ihre Eltern waren evangelisch.

Im Januar 1936 wurde Liddi wegen einer psychischen Erkrankung in die Heil- und Pflegeanstalt Erlangen eingeliefert. Im Mai entlassen, brachte man sie Ende Juli 1936 erneut dorthin. Zunächst hielt sie sich laut Akten freiwillig dort auf, am 1. Oktober 1936 ordnete ein Gericht die zwangsweise Verwahrung an. Im Rahmen der „Aktion T4“, bei der reichsweit mehr als 70.000 Menschen mit Behinderungen ermordet wurden, erfolgte am 23. April 1941 ihre Verlegung in die Tötungsanstalt Hartheim bei Linz, wo sie vergast wurde.

Emanuel Gutmann gehörte zu den 1.008 jüdischen Bürgern aus Franken (512 kamen aus Nürnberg), die am 29. November 1941 ins Lager Jungfernhof bei Riga deportiert wurden. Es war der erste von acht Deportationszügen aus Nürnberg in den Osten. 496 der 512 Nürnberger wurden ermordet, darunter Emanuel Gutmann.

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/X Nr. 3 Meldekarten.

- Stadtarchiv Nürnberg (Hrsg.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 29), Nürnberg 1998, S. 111.

- www.alemannia-judaica.de/autenhausen_synagoge.htm [abgerufen am 24. Juni 2021]

- Alfred Gottwaldt/Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich von 1941-1945. Eine kommentierte Chronologie, Wiesbaden 2005, S. 122.

Stolpersteine in der Nähe