Fritz, Berta und Hans Wachtel
Verlegeort: Marienstraße 23 | Stadtteil: Marienvorstadt |
Patenschaft: Susan Wachtel Levine | Verlegedatum: 28. Mai 2015 |
Biografien
Im Mai 2015 ließ Susan Wachtel Levine Stolpersteine für ihren Vater und ihre Großeltern verlegen. Es war der Familie Wachtel gelungen, in die USA zu emigrieren. Der Mediziner Dr. Hans Wachtel fand dort jedoch einen tragischen Tod.
Fritz kam am 27. Februar 1877 in Marksuhl bei Eisenach als Sohn des Kaufmanns Jakob Wachtel und dessen Ehefrau Helene, geborene Strauß, zur Welt. Er studierte Medizin bis 1901 und arbeitete in Gotha, bevor er sich im November 1902 als HNO- und Augenarzt in Nürnberg niederließ. Seine Praxis befand sich in der Königstraße 29.
Im Juli 1908 heiratete er Berta Haymann, die am 17. Oktober 1888 in Amberg geboren worden war. Ihre Eltern waren der Bankier Karl Haymann und Fanny, geborene Oppenheimer. Am 9. Juni 1909 kam ihr Sohn Hans zur Welt. Ab August 1918 wohnte die Familie in der Marienstraße 23.
Hans Wachtel studierte in München und Berlin ebenfalls Medizin und emigrierte 1936 in die USA, wo er sich in Chicago niederließ. Seine Eltern folgten ihm Anfang Januar 1938. Dr. Fritz Wachtel starb in Chicago am 5. April 1944, seine Frau Berta starb am 29. April 1962.
Dr. Hans Wachtel war Frauenarzt und arbeitete ab 1946 im Woodlawn Hospital, zuletzt leitete er dort die Gynäkologie. Am 2. Februar 1977 wurde er vor seiner Wohnung in Chicago erschossen. Die zwei später überführten Täter gaben an, von einem Mittelsmann angeheuert worden zu sein, der den Mordauftrag wiederum von einem Arzt aus Wachtels Krankenhaus erhalten habe. Wachtel sei diesem auf die Schliche gekommen, aus finanziellen Gründen unnötige Operationen durchzuführen. Die Hintergründe dieses Verbrechens konnten nicht aufgeklärt werden.
- Bernd Höffken: Schicksale jüdischer Ärzte aus Nürnberg nach 1933, Berlin 2013, S. 368-370.
- Ilse Levine-Kanji: My Grandfather Was Murdered. 'Justice' Bound My Family To His Killers (wbur.org, Artikel vom 1. April 2019), abgerufen am 29. April 2021.
- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/X Nr. 9 Meldekarten.