Fritz Prager
(1876-1954)
Verlegeort: Josephsplatz 8 | Stadtteil: St. Lorenz |
Patenschaft: Laura Wertheimer | Verlegedatum: 16. Juli 2020 |
Biografie
Am 16. Juli 2020 ließ Laura Wertheimer vier Stolpersteine für ihren Vater, ihre Großeltern und ihren Urgroßvater verlegen. Erich Wertheimer, seine Frau Sophie und ihr Sohn Franz flüchteten 1938 in die USA. Sophies Vater Fritz Prager konnte ihnen 1939 folgen.
Fritz Prager und sein Zwillingsbruder Max kamen am 8. Juni 1876 in Berlin zur Welt. Ihre Eltern waren der Textilhändler Heinrich Prager und Sophie, geborene Mandelbaum. Nach der Schulausbildung arbeitete Fritz zunächst im väterlichen Unternehmen in Berlin, im Jahr 1900 eröffnete er dann eine Filiale am Josephsplatz 8 in Nürnberg. Das Damenmodegeschäft befand sich im Erdgeschoss und seine Wohnung im Stockwerk darüber.
Im Juni 1902 heiratete er Cilli Lissberger in Creglingen bei Bad Mergentheim, wo sie am 15. August 1868 geboren worden war. Am 26. April 1902 kam ihre Tochter Sophie in Nürnberg zur Welt. Während des Ersten Weltkriegs diente Fritz Prager in der Bayerischen Armee. Danach führte er sein Geschäft fort und kaufte auch das Gebäude. Fritz war sehr regligiös und engagierte sich in der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, unter anderem als Kassenwart.
Im Mai 1925 heiratete Tochter Sophie den Großhändler Erich Wertheimer. Enkel Franz kam 26. September 1927 zur Welt. Am 9. November 1930 starb Fritz‘ Ehefrau Cilli an Krebs.
Sein geschäftlicher Erfolg ging im nationalsozialistischen Deutschland zu Ende. Fritz musste das Geschäft im September 1935 aufgeben und war schließlich gezwungen, das Haus zu einem diktierten Preis an NSDAP-Mitglieder zu verkaufen. Im Mai 1936 unternahm Fritz eine kurze Reise in die USA, um einen entfernten Verwandten zu überzeugen, ihn und die Familie seiner Tochter bei der Auswanderung zu unterstützen. Jene emigrierte im November 1938 nach New York, Fritz folgte ihnen im Mai 1939 nach.
Von seinem Vermögen war ihm durch den Abzug von Vermögensabgaben und Zwangssteuern, die das Deutsche Reich jüdischen Emigranten auferlegte, nichts geblieben. Er war 63 Jahre alt und sprach kein Einglisch. Bis zu seinem Tod im März 1954 lebte Fritz bei seiner Tochter und verdiente Geld mit Haustürgeschäften.
Sein Zwillingsbruder Max lebte in Frankfurt am Main. Er nahm sich am 12. Januar 1942 das Leben.
- Biografischer Text von Laura Wertheimer, März 2021.
- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/X Nr. 7 Meldekarte.
- www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/de945876 [abgerufen am 24. Juni 2021]