Rot umrandet das Haus Am Maxfeld 17. Etwas südlich davon verläuft die Pirckheimerstraße von Ost nach West (hier von rechts nach links), die am rechten Bildrand in die Bayreuther Straße mündet. In der rechten oberen Bildecke ist ein Teil des Stadtparks zu erkennen. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A 97 Nr. 238)

Hans Stolle

(1892-1936)

Verlegeort: Am Stadtpark 17 (ehemals Am Maxfeld 17) Stadtteil: Maxfeld
Patenschaft: Thomas Zeitler Verlegedatum: 6. November 2019

Biografie

Am 6. November 2019 verlegte Gunter Demnig vier Stolpersteine für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus in Nürnberg. Thomas Zeitler übernahm die Patenschaft des Stolpersteins für Hans Stolle, der sich in der Untersuchungshaftanstalt das Leben nahm.

Hans Stolle wurde am 18. Januar 1892 in Berlin geboren. Er war ausgebildeter Schauspieler und hatte ab 1918 Engagements an den Theatern in Leipzig, Görlitz, Meiningen und Bern. Im Herbst 1935 kam Stolle an das Nürnberger Theater.

Bald suchte Stolle in Nürnberg Kontakte zu anderen Homosexuellen. Im „Luitpold-Automaten“ in der Altstadt lernte er kurz nach seiner Ankunft in Nürnberg einen 23-jährigen Zahntechniker kennen, mit dem er in der Folge mehrfach intime Kontakte hatte. Der junge Mann berichtete zwei Bekannten von seinem Verhältnis mit Stolle, die sich dessen Lage zunutze machten: Mehrfach suchten die beiden Stolle in dessen Wohnung auf und drohten, ihn an die Polizei zu verraten. Auf diese Weise erpressten sie über Monate Geld und Lebensmittel von dem Schauspieler.

Wohl infolge der Denunziation durch einen der Erpresser verhaftete die Kriminalpolizei Stolle im Oktober 1936. Die Beamten begannen nun, seinen gesamten Bekanntenkreis zu durchleuchten und versuchten, ihm sexuelle Beziehungen zu weiteren Männern nachzuweisen. Stolle blieb in den Vernehmungen standhaft und weigerte sich, die Namen seiner Sexualpartner zu nennen. Nach einigem Zögern berichtete er lediglich von der Erpressung, deren Opfer er geworden war. Dennoch muss Stolle schnell jegliche Hoffnung verloren und keinen anderen Ausweg als den Freitod gesehen haben. Noch bevor es zu einer Anklage gegen ihn kam, erhängte er sich am 23. Oktober 1936 in seiner Zelle in der Untersuchungshaftanstalt.

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/IX Meldekarte.

- Staatsarchiv Nürnberg, Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Nürnberg-Fürth II, Nr. 706.

- Frithjof Trapp: Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters. 2. Teilbd. L-Z. Biographisches Lexikon der Theaterkünstler, München u.a. 1999, S. 961.

- Biografische Zusammenstellung von Dr. Matthias Gemählich.

 

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