Rot umrandet die Lenbachstraße 4. In der linken Bildhälfte sind der Laufertorturm und der Rathenauplatz zu erkennen. Die Stadtteil Gärten bei Wöhrd trifft hier von Osten auf die Sebalder Altstadt. Nürnbergs erstes Planetarium, das im April 1927 eröffnet wurde, ist links unten im Bild zu sehen. In der NS-Zeit ließ die Stadtverwaltung das Gebäude wieder abreißen, da man die Architektur als störend im Stadtbild empfand. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A97, Nr. 255)

Dr. Anna Rodler

(1878-1944)

Verlegeort: Lenbachstraße 4 Stadtteil: Gärten bei Wöhrd
Patenschaft: Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. Verlegedatum: 26. Juni 2022

Biografie

Am 26. Juni 2022 verlegte Gunter Demnig an acht Stellen im Stadtgebiet zehn Stolpersteine. Der Bundesverband Deutscher Pathologen e.V. veranlasste die Verlegung eines Stolpersteins für Dr. Anna Rodler, die eines der ersten weiblichen Mitglieder des Verbands gewesen war. Sie wurde im KZ Theresienstadt ermordet.

Anna Rachel Lipkin wurde am 16. Januar 1878 in der Stadt Koidanow westlich von Minsk im russischen Kaiserreich geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Moses Lipkin und dessen Ehefrau Darja, geborene Neumann. Sie war Jüdin und konvertierte später zum evangelischen Glauben.

Ab 1896 studierte Anna in der Schweiz Medizin. 1902 promovierte sie in Bern und war anschließend vier Jahre lang Assistentin des berühmten Pathologen Prof. Dr. Theodor Langhans.

Im März 1908 heiratete sie den Apothekersohn Dr. Carl Adam Rodler. Er war am 15. Januar 1877 in einer protestantischen Familie in Nürnberg zur Welt gekommen. Carl war Facharzt für Dermatologie, Venerologie und Urologie.

Das Ehepaar zog nach Nürnberg und betrieb in der Karolinenstraße 15 gemeinsam eine Praxis und ein Labor. Am 20. Dezember 1909 wurde ihre Tochter Johanna geboren. Sie hatte eine leichte geistige Behinderung und bekam in späteren Jahren einen gesetzlichen Vormund gestellt.

Durch die Hochzeit mit dem nichtjüdischen Ehemann und das gemeinsame Kind, genoss Anna zunächst einen gewissen Schutz im NS-Staat. Jedoch starb Carl am 13. Oktober 1935 unerwartet.

Bis 1938 konnte Anna noch als Medizinerin tätig sein, mit zunehmenden Einschränkungen. Ihre Praxis befand sich zuletzt in der Lenbachstraße 4, sie wohnte auch dort, das Haus gehörte ihr.

Am 17. Januar 1944 wurde Anna in das KZ Theresienstadt verschleppt. Diese Deportation umfasste zehn Personen aus Nürnberg, die mit einem nichtjüdischen Ehepartner verheiratet waren, der aber verstorben war oder sich hatte scheiden lassen.

In Theresienstadt starb Dr. Anna Rodler drei Monate nach ihrer Ankunft am 15. April 1944 im Alter von 66 Jahren.

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/X Nr. 7 Meldekarte.

- Stadtarchiv Nürnberg (Hrsg.), Gedenkbuch für die Nürnberger Opfer der Schoa (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg, Bd. 29), Nürnberg 1998, S. 280.

- Bernd Höffken: Schicksale jüdischer Ärzte aus Nürnberg nach 1933, Berlin 2013, S. 322-325.

- Abbas Agaimy: Dr. med. Rahel Zipkin. Die Schicksalsjahre einer außergewöhnlichen Pionier-Pathologin von Minsk über Bern nach Nürnberg, in: Pathologie im Wandel – Betrachtungen zum 120-Jährigen Jubiläum der DGP, hrsg. von der Deutschen Gesellschaft für Pathologie, Berlin 2017, S. 38-41.

Stolpersteine in der Nähe