Rot umrandet die Seuffertstraße 5. Die untere Bildhälfte wir durch die Fabrikanlagen der Siemens-Schuckertwerke geprägt. Die breite Straße mit den Straßenbahngleisen ist die Gugelstraße, die die Aufnahme von Nord nach Süd durchschneidet. Am rechten oberen Bildrand ist die Christuskirche zu erkennen. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A 97 Nr. 384)

Andreas Hitzler

(1906-1940)

Verlegeort: Seuffertstraße 5 Stadtteil: Steinbühl
Patenschaft: Fliederlich e.V. – queeres Zentrum Verlegedatum: 17. Oktober 2017

Biografie

Seit dem 17. Oktober 2017 erinnern Stolpersteine in Nürnberg auch an homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus. Veranlasst hatte die Verlegung der Arbeitskreis Politik bei Fliederlich e.V. unter der Leitung von Ralph Hoffmann (†). An diesem Tag verlegte Gunter Demnig unter anderem einen Stolperstein für Andreas Hitzler, der im KZ Mauthausen ermordet wurde.

Andreas Hitzler kam am 29. Juli 1906 in Nürnberg zur Welt. Seine Eltern waren Johannes Hitzler und Margarete, geborene Nachtigall. Der Vater arbeitete als Packer und Ausgeher. Die Familie war evangelisch.

Nach dem Besuch der Volksschule machte Hitlzer eine Lehre zum Bäcker und arbeitete einige Zeit in diesem Beruf. Später verdiente er seinen Lebensunterhalt als Bauhilfsarbeiter, zuletzt bei der Firma Klaus & Ackermann in Nürnberg-Langwasser. Seine Homosexualität lebte Hitzler in den Jahren vor der Errichtung der NS-Diktatur recht offen aus. Zu Beginn der 1930er Jahre unterhielt er einen großen Freundeskreis. In der sich damals langsam entwickelnden homosexuellen Subkultur Nürnbergs war er gut bekannt.

Hitzler gehörte dem Nürnberger Verein „Silhouette“ an, in dem sich Homosexuelle vernetzten. All das konnte jedoch nur im Verborgenen stattfinden, stand jede homosexuelle Betätigung doch auch in der Weimarer Republik unter Strafe. Diese Erfahrung musste Hitzler früh machen: 1929 wurde er erstmals polizeilich als Homosexueller erfasst, 1932 erfolgte eine erste Verurteilung wegen Verstoßes gegen den § 175 zu zwei Monaten Gefängnis.

Die Freiräume, die sich die Mitglieder der „Silhouette“ langsam geschaffen hatten, verschwanden mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Innerhalb kurzer Zeit wurden sämtliche homosexuelle Vereinigungen in Nürnberg zerschlagen. Trotzdem konnte Hitzler einer weiteren Strafverfolgung zunächst noch entgehen. Im Herbst 1936 wurde er jedoch in ein großangelegtes Ermittlungsverfahren hineingezogen, nachdem ihn einer seiner Sexualpartner denunziert hatte. In den Morgenstunden des 1. November 1936 nahm die Polizei Hitzler deswegen in seiner Wohnung in der Seuffertstraße 5 fest.

Nachdem er einige Wochen in Untersuchungshaft verbracht hatte, wurde gegen Hitzler „polizeiliche Vorbeugungshaft“ verhängt, was die Einweisung in das KZ Dachau bedeutete. Für seinen Prozess brachte man ihn noch einmal nach Nürnberg zurück. Am 24. März 1937 wurde er zu einer zehnmonatigen Haftstrafe verurteilt. Als Hitzler diese Strafe verbüßt hatte, kam er nicht in Freiheit. Da die „Vorbeugungshaft“ fortbestand, überstellte ihn die Haftanstalt erneut ins KZ Dachau. Im September 1939 verlegte man ihn ins KZ Mauthausen.

Im Jargon der SS war Mauthausen ein KZ der Stufe III, gedacht für „schwerbelastete, unverbesserliche und auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte und asoziale, das heißt kaum noch erziehbare Schutzhäftlinge“. Durch Zwangsarbeit sollten sie vernichtet und bis zu ihrem von vornherein einkalkulierten Tod erbarmungslos ausgebeutet werden. Jüngsten Schätzungen zufolge sind etwa 90.000 Häftlinge in dem Lager ums Leben gekommen. Die Gruppe der homosexuellen Häftlinge, die im Lager den Rosa Winkel tragen mussten, hatte eine Todesrate von etwa 60 Prozent zu beklagen. Andreas Hitzler war einer von jenen, die ihre Haftzeit dort nicht überlebten. Er starb er am 2. Mai 1940 in Mauthausen.

 

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/IX Meldekarte.

- Staatsarchiv Nürnberg, Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Nürnberg-Fürth II, Nr. 759.

- Auskunft der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, 19. Januar 2017.

- Biografische Zusammenstellung von Dr. Matthias Gemählich.

 

Stolpersteine in der Nähe