Jenő Konrád, Porträtfotografie 1931.

(Archiv 1. FC Nürnberg)

Rot umrandet die Bingstraße 9. Zerzabelshof wurde 1923 nach Nürnberg eingemeindet, besaß aber noch ländlichen Charakter. Aus der Bebauung ragt der 1912 eingeweihte Sportpark Zabo des 1. FC Nürnberg heraus. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A97, Nr. 96)

Jenő Konrád

(1894-1978)

Verlegeort: Bingstraße 9 Stadtteil: Zerzabelshof
Patenschaft: Sonderpädagogisches Förderzentrum Jean-Paul-Platz Verlegedatum: 26. Juni 2022

Biografie

Am 26. Juni 2022 verlegte Gunter Demnig an acht Stellen im Stadtgebiet zehn Stolpersteine. Auf Veranslassung einer Schulklasse des Sonderpädagogischen Förderzentrums Jean-Paul-Platz und des 1. FC Nürnberg erhielt der ehemalige Trainer Jenő Konrád zwei Stolpersteine: vor seinem ehemaligen Wohnhaus und vor dem Stadion. Konrád brachte sich und seine Familie nach antisemitischen Anfeindungen aus dem „Deutschen Reich“ in Sicherheit.

Jenő Konrád kam am 13. August 1894 in Palánka zur Welt. Die Stadt gehörte damals zu Österreich-Ungarn und heute zu Serbien.

Als Fußballspieler feierte er in jungen Jahren große Erfolge mit dem MTK Budapest, einer der besten europäischen Mannschaften in den 1920er Jahren. Nach dem Ersten Weltkrieg gewann er Meisterschaften und Titel mit Wiener Vereinen, zunächst als Amateur, dann als Profi, nachdem Profifußball in Österreich eingeführt worden war. Eine Knieverletzung zwang ihn 1925, seine Karriere als Fußballprofi zu beenden. Im Anschluss startete Konrád eine ebenso erfolgreiche Trainerkarriere.

Der 1. FC Nürnberg engagierte den renommierten Trainer im Sommer 1930. Er sollte die erfolgsverwöhnte aber in die Jahre gekommene Mannschaft verjüngen und neu ausrichten. Der Club war als Rekordmeister bereits damals ein Aushängeschild der Stadt, lokale NS-Größen schmückten sich nach der Machtübernahme gerne mit dem Verein. Sie verunglimpften den populären jüdischen Trainer, nachdem es über zwei Spielzeiten nicht gelang, die angestrebte Meisterschaft zu gewinnen.

Die Zeitschrift „Der Stürmer“ des radikalen Antisemiten Julius Streicher startete eine Hetzkampagne gegen den jüdischen Trainer. „Der 1. Fußballklub Nürnberg geht am Juden zugrunde“, war Anfang August 1932 in dem Hetzblatt zu lesen. Obwohl die Vereinsführung des Clubs zu ihm stand, floh Jenő Konrád am 5. August 1932 mit Frau Grete und Tochter Evelyn aus Nürnberg und dem Deutschen Reich.

- Bernd Siegler: Eine Fahrkarte nach Jerusalem. Der 1. FC Nürnberg wird „judenfrei“, in: nurinst 2006. Beiträge zur deutschen und jüdischen Geschichte, Band 3. Jahrbuch des Nürnberger Instituts für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahhrundert, hgg. von Jim H. Tobias und Peter Zinke, S. 13-34.

- Bernd Siegler: „Jud Konrad ist abgedampft – EinTrainer verlässt fluchtartig Nürnberg“, in: Christoph Bausenwein/ Harald Kaiser/ Bernd Siegler: Der Club – Die Chronik, Göttingen 2018, S. 142-144.

Stolpersteine in der Nähe