Gretchen Metzger, Porträtfoto um 1935.

(Privat)

Das Haus Westtorgraben 9. Fotografie um 1930.

(Privat)

Rot umrandet das Haus Westtorgraben 9. Die Bebauung in diesem Bereich des Westtorgrabens hat sich stark verändert: Die damalige Hausnummer 9 ist die heutige 17. Die privaten Parks der Villen bilden den heute öffentlichen Kontumazgarten (linker Bildrand). Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A97 Nr. 261)

Gretchen Metzger

(1864-1943)

Verlegeort: Westtorgraben 17 (ehemals Westtorgraben 9) Stadtteil: Kleinweidenmühle
Patenschaft: Michael Watson Verlegedatum: 26. Mai 2023

Biografie

Am 26. Mai 2023 verlegte Gunter Demnig zehn Stolpersteine in Nürnberg. Fünf davon sind ehemaligen jüdischen Nürnbergern gewidmet, darunter Gretchen Metzger, die 1943 in Theresienstadt ermordet wurde.

Gretchen Metzger kam am 19. Oktober 1864 als Tochter des Eisenwarenhändlers Salomon Guldmann in Nürnberg zur Welt. Die Familie lebte über dem Geschäft des Vaters in der Adlerstraße 27. 1884 heiratete sie den aus Mainz stammenden Kaufmann Ludwig Metzger, der später zum Geheimen Kommerzienrat ernannt wurde. Nach dem Verkauf des Hauses in der Adlerstraße an die Oberpostdirektion lebte die Familie ab dem Jahr 1900 in ihrem neuen Haus am Westtorgraben 9. Ludwig starb 1931 in Nürnberg.

Ihr Sohn Otto war am 24. November 1885 geboren worden. Er studierte Maschinenbau in München, Zürich und Berlin. Anschließend arbeitete er eineinhalb Jahre als Ingenieur in den USA. Nach Nürnberg zurückgekehrt heiratete er 1914 Sophie Josephthal. Sie war am 21. April 1894 als Tochter des bekannten Nürnberger Rechtsanwalts Emil Josephthal geboren worden. Ab 1915 lebte das Ehepaar in der Bucherstraße 20a. Im Ersten Weltkrieg kämpfte Otto als Offizier in der Bayerischen Armee und erhielt mehrere Auszeichnungen. Ab 1920 war Otto Generaldirektor der Firma „Süddeutsche Metall Industrie“ mit etwa 2.000 Arbeitern und Angestellten, in deren Vorgängerfirma er bereits seit 1912 tätig war. 1937 drängte man ihn als Juden aus dem Unternehmen. In der sogenannten Reichskristallnacht am 9./10. November 1938 wurde Otto von der Gestapo verhaftet und für sechs Wochen nach Dachau verschleppt, wo man ihn schwer misshandelte.

Im Februar 1939 gelang ihm mit seiner Frau die Flucht nach England, wo er dank früherer Geschäftsbeziehungen beruflich schnell Fuß fassen konnte. Seine Mutter bemühte sich vergeblich um ein Visum für die Ausreise. Gretchen Metzger wurde am 10. September 1942 in das KZ Theresienstadt deportiert und dort am 28. Februar 1943 ermordet.
 

- Stadtarchiv Nürnberg C21/X Nr. 6 Meldekarte.

- Ludwig Berlin: Biografie von Otto Metzger, 2002: http://www.rijo.homepage.t-online.de/pdf/DE_NU_JU_metzge2d.pdf [abgerufen am 14. Juni 2023].

- Auskunft von Gretchen Metzgers Urenkel Michael Watson, Frühjahr 2023.

Stolpersteine in der Nähe