Detailbild von einer gepflasterten Straße mit grauen Eimern und einem goldenen Stolperstein kurz vor dessen Verlegung
Biografie Erika Bein

Erika Bein kam am 5. Juli 1922 in Aschaffenburg zur Welt. Ihr Vater war Dr. Ernst Bein. Er war Jurist und Reichsbahnoberrat und wurde am 23. März 1894 geboren. Ihre Mutter Margarete Bein, geborene Sarason, kam am 24. September in Siegen zur Welt. Erika hatte eine Schwester namens Ursula Lore, die am 26. Mai 1925 in Nürnberg geboren wurde.

Im Jahr vor der Geburt von Erikas Schwester zog die Familie Bein von Aschaffenburg nach Nürnberg. Dort lebte sie im Zeltnerschloss 1 (heute Gleißhammerstraße) in der Vorburg. Erika besuchte zu der Zeit das Mädchenlyzeum in der Findelgasse-Frauentorgraben. Doch als Dr. Anton Laemmermeyr, frühes NSDAP-Mitglied, zum Schulleiter wurde, mussten alle Mädchen jüdischer Herkunft das Lyzeum verlassen. Erika Bein verließ die Schule im Schuljahr 1933/34. Als das ,,Reichsgesetz zur Widerherstellung des Berufsbeamtentums“ erlassen worden war, wurde Erikas Vater als „Referent für den Personenverkehr bei der Reichbahndirektion Nürnberg“ abgesetzt. Bis Ende 1935 fand er noch Verwendung als Hilfsarbeiter bei der Reichsbahn in Regensburg, wohin die Familie am 18. Januar 1934 umzuziehen genötigt war. Hier besuchte Erika und ihre Schwester Ursula noch das Städtische Mädchenlyzeum. Die Familie zog im Sommer 1936 nach Hamburg, wo Erika und Ursula in die jüdische Mädchenschule Carolinenstraße aufgenommen wurden. Währenddessen erkrankte die Mutter Margarete schwer und verstarb 1938 in der „Heilanstalt Langenhorn“. Ihr Tod steht nicht nur in engstem Zusammenhang mit den erlittenen Strapazen und Demütigungen, sondern ist höchstwahrscheinlich auch eine Folge der dortigen systematischen Unterversorgung der Patientinnen und Patienten.

Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung machte Erika in Hannover eine Ausbildung zur Landschaftsgärtnerin, möglicherweise wollte sie ihre Auswanderung nach Palästina vorbereiten. Ihre Schwester Ursula ging noch im September 1939 in die Niederlande, besuchte eine von Quäkern geleitete Schule und erhoffte sich eine Emigration in die Vereinigten Staaten.

Wegen des Krieges scheiterten alle diese Pläne. Erika und ihr Vater wurden im Spätherbst 1941 von Hamburg nach Minsk deportiert und dort ermordet. Angeblich meldete sich Erika „freiwillig“, um ihren Vater zu begleiten. Die Todesdaten sind unbekannt. Ursulas Schwester, der die Flucht vor den Nationalsozialisten vorerst geglückt zu sein schien, wurde nach dem Einmarsch der Deutschen von ihren Mitschülerinnen getrennt und in die Konzentrationslager Vught und Westerborg verschleppt. Von dort aus wurde sie nach Auschwitz deportiert und dort am 24. September 1943 ermordet.

 

Lennart Funk