Rede des Enkels Henk Haas
Liebe Gäste, verehrter Herr Bürgermeister, verehrte Behörden der Stadt Nürnberg, Familie und weitere Interessierten, in Namen der Nachkömmlingen von Sigmund und Else Dormitzer begrüße ich Ihnen herzlichst. Ich, Henk Haas, bin hier die älteste Enkel anwesend. Es gibt noch ein älterer Enkel, George Rogers. Er wird nächstes Jahr April hundert Jahre alt und last sich entschuldigen.
Eine Große Minderheit der Nachkömmlinge kommt aus England und versteht Deutsch nur mühsam. Deshalb fahre ich in Englisch fort. Es ist aber eine deutsche Übersetzung verfügbar.
Ich habe soeben alle Willkommen gewünscht, erklärt dass ich hier de älteste Enkel bin und das ich fortfahre in Deutsch.
Wir sind hier um zu feiern dass Stolperseine verlegt sind vor dieses Haus, Blumenstrasse 9. Stolpersteine entworfen von dem Deutschen Künstler Günther Demnig. Stolpersteine sind da um uns daran zu erinnern welches Unheil getan wurde an den Jüdischen Einwohner in und rund dieses Haus während das Nazi Regime. Und um uns daran zu erinnern, da sowas nie wieder geschehe. So was ist hier geschehen? In der Nacht von 9 November 1938, die Kristallnacht, wurden unsere Großeltern Sigmund und Else Dormitzer, die damals hier lebten, verprügelt und verwundet erst von 15 SA Männer und etwas später von einer Bande Plünderer. Sigmund wurde die Nase gebrochen und er musste ins Krankenhaus. Aber das war nicht alles. Kürzlich nachher wurden die Dormitzers gezwungen das Haus zu verkaufen für 10.000 Reichsmark, 6 Prozent des Wertes von 150.000 Reichsmark. Und das meisten davon verloren sie wieder an die Reichsflucht-Steuer für die Emigration in die Niederlande. Im Ende entflohen sie das 1.000-Jährige Reich mit nicht mehr als 1.000 Mark in der Tasche. Das erklärt warum es hier Stolpersteine gibt.
Für Ihre Information werde ich etwas erzählen von diesem Haus und seine Einwohner. In 1859 entwickelte die Stadt Nürnberg ihre erste Ausweitering außerhalb der Mauern, die Marienvorstadt. Direkt danach ließ Salomon Forcheimer, Elses Vater, eine Doppel-Wohnung bauen, die Blumenstrasse 7 und 9. Rund 1930 zogen die Dormitzers in Nummer 9. Es ist interessant um zu wissen das von 1499 bis 1850 (350 Jahre) sich keine Juden in der Stadt Nürnberg siedeln dürften. Salomon Forcheimer könnte wohl eines der Ersten gewesen sein der Niederlassungsrechte bekommen hat.
Was waren unsere Dormitzers? Ein Paar Jüdische Einwohner der Stadt Nürnberg aus der sozialen Oberschicht. Sie heirateten am 1. Mai des Jahres 1898. Er, Sigmund, war ein Einflussreicher Anwalt, mit dem Ehrentitel „Geheimrat“ erhalten von den Freistaat Bayern. Er war Vorsitzender von alle wichtige Jüdische Vereine der Stadt Nürnberg. Sie, Else Dormitzer, war in Prinzip eine sozial beflogene Journalistin. Und sie schrieb Kinderbücher unter den Namen Else Dorn. Und sie wurde Mitglied sämtlicher wichtige Jüdische Vereine in Nürnberg sobald als solches für Frauen in Bayern gesetzlich gestattet war. Und sie war ein Verfechter von Feuerbestattung, eine besondere Position in dem Jüdischen Glauben. Auf ihrem Weg von einer Sitzung zur Anderen trank sie gerne ein Bier an einer frei Luft Theke. Der Order von Theke zur Schenke wurde zum Sprichwört in unserer Familie: „Ein Stehseidel für die Frau Geheimrat“.
Die Dormitzers lebten nicht alleine in der Blumenstrasse 9. Auch Elses Schwester Marie lebte dort mit ihrem Man Julius Ottenstein und Ihren Sohn Hans. Und es gab dort die Schwester von Salomon, Klara Forcheimer. Nennenswert ist auch das Haupt der Haushaltung, Retta, die Stütze, liebevoll erinnert von George Rogers.
Via die Niederlande wohin sie in 1939 geflüchtet waren, würden die Dormitzers in 1943 nach Theresienstadt transportiert. Sigmund starb dort am 9 Dezember 1943. Sein Name wird erinnert auf einem Stein in einer Mauer des Holocausts Monument in Amsterdam und an der Mauer in der „Hollandsche Schouwburg“ ebenfalls in Amsterdam und in der Datenbank der Opfer des Holocausts. Sigmunds Schwager Julius Ottenstein traf dasselbe Schicksal. Die Schwester Else und Marie überlebten. Else kam zurück mit Gedichte, die in 1945 veröffentlicht würden in einem Buch mit Titel „Therienstädter Bilder“. All dieses kann man lesen in einem Buch geschrieben von einer Amerikanischen Professorin Sandra Alfers PhD mit Titel „Weiter schreiben“ oder in English „Traces of Memory“ Und von Erinnerungen gesprochen: Es gibt Elses Bild als „Poster Girl“ des Jüdischen Lebens in Nürnberg im zwanzigsten Jahr Hundert in ein Museum der Jüdischen Geschichte in Nürnberg bei der Sebaldus Kirche.
Nach dem Kriege wohnte Else sechs Monate lang bei Ihrer ältesten Tochter Elisabeth (Lisel) in London und sechs Monate lang bei Ihrer jüngere Tochter Hildegard (Hilo) in Hilversum, Mutter von meiner Schwester Irene und von mir. Meine Schwester Irene, das andere Enkelkind hier anwesend, und ich erinnern uns gut daran. Sie tat wie im Buchtitel „Weiter scheiben“ den ganzen Tag. Sie starb in London am 3. Juni 1858, 80 Jahre alt.
Und das Haus? Erst, nach dem gezwungenem Verkauf, wurde es eine „Arisierungsstelle“ – ein Buro wo enteignetes Eigentum verkauft oder wiederverteilt wurde an „Arische“ Personen oder Institute. Es wurde im Krieg bombardiert, wieder aufgebaut und haust jetzt Büros wie weit ich weiß eine Druckerei.
Ich möchte enden mit einige Anerkennungen für diejenigen die diese Stolpersteine und diese Zeremonie möglich gemacht haben. Da ist unsere Tochter Judith, die die Initiative genommen hat. Ihr Anwalt Julius Niesert, der Kontakt aufgenommen hat mit der Stadt Nürnberg. Der Historiker Pascal Metzger, der diese Zeremonie koordiniert hat. Mein Vetter George Rogers und mein Cousin Thomas Runkel, die mir ausgeholfen haben mit der Geschichte des Hauses und seine Einwohner. Meine Schwester Irene Stofkoper-Haas, die ein Stammbaum gemacht hat von Sigmund und Else und Ihre Nachkömmlinge. Und lasst uns nicht Leibl Rosenberg vergessen. Ein Historiker, der eine Ausstellung von das Jüdische Nürnberg kuriert hat und dabei unsere Großeltern aus der Vergessenheit gehoben hat. Und letztlich Sandra Alfers für Ihr Buch „Weiter Schreiben“ in dem man alles dieses besser und mehr in Detail lesen kann.
Und ich bin froh, dass es hier Urenkel und Ur-Urenkel gibt. Urenkel Thomas, Nigel, Ann, Martijn, Jasper und Judith. Und Ur-Urenkel Lisa, Moritz, Anna und Alon. Ich kann Ihnen versichern, dass es noch viele mehr gibt, die aber heute leider nicht im Stande sind hier anwesend zu sein. Man kann sagen, dass jetzt fast 80 Jahre nach dem Kriege es mehr Nachkömmlinge von Sigmund und Else gibt als „Sterne am Himmel oder Sandkörne am Strand“ wie man sagt in Das Buch.
Zurück nach Deutsch. Wie gesagt, alle hier Danke ich für Ihre Anwesenheit. Und lasst uns nicht vergessen, dass wir hier sind, um bei diese Stolpersteine wieder einmal zu überdenken, was für Unheil zu dieser Stolpersteine geleitet hat und um zu hoffen das Solches nie wieder geschieht.
Nie wieder, Never again.