Rot umrandet die Nadlersgasse 10, die heutige Dr.-Kurt-Schumacher-Straße. Im weiteren Verlauf der Gasse sind der Weiße Turm und die überkuppelte Elisabethkirche zu erkennen. Die von Nord nach Süd (hier oben nach unten) verlaufende Straße am rechten Bildrand ist die Färberstraße, sie läuft auf den Josephsplatz zu. Luftaufnahme 1927.

(Stadtarchiv Nürnberg, A 97 Nr. 288)

Ludwig Herbst

(1914-1941)

Verlegeort: Durchfahrt zum Tuchmacherzwinger neben der Dr.-Kurt-Schumacher-Straße 16 (ehemals Nadlersgasse 10) Stadtteil: St. Lorenz
Patenschaft: Dr. Ulrich Blaschke Verlegedatum: 6. November 2019

Biografie

Am 6. November 2019 verlegte Gunter Demnig vier Stolpersteine für homosexuelle Opfer des Nationalsozialismus in Nürnberg. Dr. Ulrich Blaschke übernahm die Patenschaft des Stolpersteins für Ludwig Herbst, der im KZ Neuengamme ermordet wurde.

Ludwig Herbst kam am 26. Oktober 1914 als jüngster von fünf Söhnen des Lokomotivheizers Johann Herbst und dessen Ehefrau Katharina, geborene Christan, in Nürnberg zur Welt. Die Familie war evangelisch.

Nach der Volksschule absolvierte Herbst eine Lehre als Gürtler. Diese brach er allerdings nach einiger Zeit ab und schlug sich zunächst als Hilfsarbeiter durch. Herbst zog Anfang der 1930er Jahre innerhalb Nürnbergs permanent um und auch oftmals aus der Stadt weg, um nach wenigen Wochen zurückzukehren. Gegenüber der Stadtverwaltung gab er an, als Artist seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Die Arbeit bei einem Zirkus oder bei Jahrmärkten könnte seine häufigen Ortswechsel erklären.

Aktenkundig bei der Nürnberger Kriminalpolizei wurde Herbst zunächst nicht wegen seiner sexuellen Orientierung, sondern aufgrund seiner politischen Aktivitäten. Wie er später schilderte, kam er durch Freunde in die Jugendorganisation der unter dem NS-Regime verbotenen KPD, für die er sich politisch betätigte und Flugblätter verteilte. Es bleibt jedoch unklar, wie hoch die Strafe ausfiel, die deswegen gegen ihn verhängt wurde.

Ende November 1939 lernte Herbst in der Nürnberger Innenstadt am Sterntor einen 33-Jährigen kennen, mit dem er im Anschluss die Nacht in dessen Wohnung verbrachte. Aufgrund dieses Vorfalls eröffnete die Kriminalpolizei nur wenige Tage später ein Ermittlungsverfahren gegen die beiden, das zu einer Anklage vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth führte. In dem sich anschließenden Prozess, der im Januar 1940 stattfand, wurde Herbst zu einer Gefängnisstrafe von zehn Monaten verurteilt.

Anfangs war er im Strafgefängnis Ebrach inhaftiert, wurde dann aber nach Rodgau in Oberhessen in die dortige Haftanstalt überstellt. Bis zum Jahresende 1940 hatte Herbst seine Gefängnisstrafe eigentlich verbüßt. Dass er dennoch nicht freigelassen wurde, lag daran, dass man gegen ihn nun polizeiliche Vorbeugungshaft verhängte, ihn also auf unbestimmte Zeit in ein Konzentrationslager einwies. Für diese Entscheidung war offenkundig die Nürnberger Kriminalpolizei verantwortlich.

Im Januar 1941 traf Herbst als Neuzugang im KZ Dachau ein. Noch im selben Monat erfolgte seine Überstellung in das KZ Neuengamme bei Hamburg, das für seine unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen berüchtigt war. Am 4. Februar 1941, nicht einmal zwei Wochen nach seinem Eintreffen in dem Lager, kam Herbst in Neuengamme ums Leben. Er wurde 26 Jahre alt.

- Stadtarchiv Nürnberg, C 21/IX Meldekarte.

- Staatsarchiv Nürnberg, Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Nürnberg-Fürth II, Nr. 1199.

- Auskunft der KZ-Gedenkstätte Dachau, 4. April 2017.

- Biografische Zusammenstellung von Dr. Matthias Gemählich.

 

Stolpersteine in der Nähe