Grußwort des Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg, Marcus König, zur Stolpersteinverlegung am 26. Juni 2022

Die heutige Verlegung von gleich zwei Stolpersteinen für Jenö Konrad (und acht weiteren Opfern nationalsozialistischen Unrechts in Nürnberg) ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Die Initiative hierzu entsprang einem Projekt der damaligen beiden 9. Klassen des Sonderpädagogischen Förderzentrums Jean-Paul-Platz. Sie gewannen mit ihrer erinnerungskulturellen Initiative den Jenö-Konrad-Cups im Jahr 2021, der den zu Ehrenden bereits im Namen trägt. Ist die künstlerische Form des Erinnerns durch „Stolpersteine“ in der Regel denjenigen gewidmet, die während der nationalsozialistischen Herrschaftszeit von 1933 bis 1945 diskriminiert, verfolgt oder umgebracht wurden, hat Jenö Konrad mit Frau und Tochter Deutschland bereits 1932 verlassen. Hellsichtig hat er bereits im August 1932 das drohende Unheil erkannt. Als Konrad zwei Jahre zuvor als Trainer zum 1. FC Nürnberg kam, war unser städtisches Stadion gerade einmal zwei Jahre alt. Obwohl es damals als eines der modernsten Stadien der Welt galt, trug der „Club“ seine Spiele weiterhin im eigenen Stadion im „Zabo“ aus.

Mit der heutigen Stolpersteinverlegung am Max-Morlock-Stadion verbindet sich Vergangenheit und Gegenwart und wird zur Zukunftsaufgabe. Jenö Konrad verließ Nürnberg mit dem Wunsch: „Der Club war der Erste. Und muss der Erste werden.“ Auch für uns als Stadt ist das ein Auftrag, den entsprechenden Rahmen am etablierten Heimspielort des FCN zu geben, um diesen Wunsch Konrads zu erfüllen.

Mein Dank geht an alle Initiatoren und Beteiligte, vor allem den Schülerinnen und Schülern des Sonderpädagogischen Förderzentrums Jean-Paul-Platz, Frau Fritsch und ihrem Team beim 1. FC Nürnberg, der aktiven Fanszene des „Clubs“, die sich zusammen mit dem Verein diesem dunklen Kapitel seiner und der Nürnberger Geschichte seit Jahren offen stellt. Zuletzt gilt es, Gunter Demnig für seine jahrzehntelange Erinnerungsarbeit an die Opfer der NS-Herrschaft zu danken, die uns in unserem Alltag begegnet und damit stetige Mahnung zum unermüdlichen Einsatz gegen Diskriminierung und Rassismus ist.